Kampagne 2008

Die Grabungen des Jahres 2008 im Kontext der bisher erzielten Resultate:

Die diesjährigen, im Rahmen der Didyma-Expedition durchgeführten Feldforschungen auf Tavşan Adası und die gleichzeitige Aufarbeitung der Funde fanden vom 22.8. bis zum 3.10. statt. Dabei wurden die Stratigrafie und die Chronologie konkretisiert und die Bedeutung des Fundplatzes als wichtiges überregionales Handelszemtrum herausgestellt. Die Insel und die Grabungsschnitte wurden mit Luftbildern dokumentiert.

Inseltotal OstarealLuft

Erforscht wurden ca. 450m² mit folgenden Resultaten:

1. Tavşan Adası 7 (TA7): Osmanische Silbermünzen (Suleyman der Große) im Humus von Areal D18 NO. Kein Hinweis auf Siedlungsaktivitäten.

2. Tavşan Adası 6 (TA6): Freilegung eines stark gestörten spätantiken/frühbyzantinischen Gebäudes mit kalkgemörteltem Mauerwerk unbekannter Funktion in den Arealen E17 und E18. Funde: Fragmente typischer Gefäßkeramik und Dachziegel, eine bronzene Lampenkette sowie eine Marmorsäule mit gedrehter Kannelur.

3. Tavşan Adası 5 (TA5): Wenige, tertiär verlagerte antike Scherben im Humus (archaisch bis hellenistisch). Kein Hinweis auf Siedlungsaktivitäten.

4. Tavşan Adası 4 (TA4): Freilegung eines großen, aus langrechteckigen Räumen bestehenden Gebäudekomplexes im Osten der Insel (Areale D17-D19, C17 und C18). Stratigrafie und Baubefunde zeigen zwei Bauphasen. Zahlreiche Scherben typischer Leistenpithoi verweisen auf ein Magazin. Das sehr einheitliche archäologische Material findet Entsprechungen in der minoischen Formenwelt der Süd- und Ostägäis. Anatolische Elemente fehlen vollständig! Wie in Milet sind tatsächliche Importe (teilweise von hoher Qualität) und regionale "minoische" Waren belegt. Sie lassen sich mit den Phasen MMIII/SMIa auf Kreta und der Phase 4a in Milet verbinden. Herausragender Fund ist ein amigdaloides, kretisches Bergkristallsiegel mit einem fein eingeschnittenen Segelschiff. An mehreren Gefäßen wurden vor dem Brand Linear A Schriftzeichen eingeritzt. Kretische Gewichte aus Blei und Stein sowie Kupferbarren, Bleibarren, Bronzemeißel und -pfrieme, ein Steinamboss, Schlacke und Erz - alle vor und in dem Korridorraum in D18 geborgen - weisen Tavşan Adası als wichtigen Handels- und Produktionsort für Metall aus. Fernverbindungen sind außerdem durch kykladisches Obsidian und durch Marmor bezeugt.

Siegel Ostareal1 Ostareal2

5. Tavşan Adası 3 (TA3): In den Arealen C10-C13 und B13 wurde der im letzten Jahr angeschnittene Gebäudekomplex großflächiger freigelegt. Die einheitlich nach den Kardinalpunkten ausgerichteten Räume sprechen für eine zentrale Planung. Die auffallend gut gesetzten Schalenmauern umfassen Räume von beachtlicher Größe (bis zu 50 m²), die offenbar um gepflasterte Höfe angeordnet sind. Stratigrafie und Baubefunde lassen zwei Bauphasen erkennen. Kamares-Scherben (nach der Ware kretisch) sowie insbesondere auch das Tassen- und Schalenspektrum sind bestens mit der älteren Palastzeit auf Kreta zu verbinden. Minoische Webgewichte, Spinnwirtel und Purpurschnecken postulieren für den Raum in C12 einen Produktionsort für Stoffe.

SuedarealLuft Suedareal1

6. Tavşan Adası 2 (TA2): In den Arelalen C11, C12, C13 und B13 fanden sich in der Scherbenunterfütterung der Fußböden auch tertiär verlagerte Scherben, die einerseits antolische andererseits süd- und ostägäische Einflüsse (frühkykladisch II/III, bzw. frühminoisch II/III) erkennen lassen. Der Fundort war offenbar zu diesem Zeitpunkt bereits in das süd- und ostägäischen Kommunikationsnetzwerk integriert.

7. Tavşan Adası 1 (TA1): Aus den Böschungsprofilen wurden wenige, grob mit Häcksel gemagerte, reduzierend gebrannte und mit einem roten Überzug versehene Scherben geborgen, die allgemein chalkolithisch anzusprechen sind.  

 

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