Der Fundort - Tavşan Adası

Fundortbeschreibung

Tavşan Adası ist eine kleine, nördlich des antiken Hafens von Didyma an der südlichen Westküste Kleinasiens gelegene Insel mit einer NNW-SSOAusdehnung von ca. 180m und ca. 90m Breite. Vom Strand des „Orman Kampı“ erreicht man das flache, an der höchsten Stelle rund 6,50m aus dem Wasser herausragende Eiland nach knapp 250m Überfahrt. Untiefen an der engsten Stelle zwischen Küste und lnsel deuten darauf hin, dass in früherer Zeit beide durch eine schmale Landzunge verbunden waren, an die sich im Norden und Süden zwei Sandbuchten anschlossen, welche den Seefahrern Schutz vor den Winterstürmen boten.

Das Inselchen war in der Fachliteratur bislang nur zweimal erwähnt. Einer Begehung durch S. Tül in den 80er Jahren haben wir einen ersten Plan der Insel zu verdanken. Er bildete außerdem erstmals charakteristisches prähistorisches Material ab, worunter sich neben frühbronzezeitlichen Keramikformen auch solche der Mittelbronzezeit mit Entsprechungen im Material von Milet III und IV befinden. Leider wurde diese Veröffentlichung in ihrer Bedeutung nicht richtig erkannt, weswegen sie in Beiträgen zum minoischen Einfluss in Karien meist nicht berücksichtigt wird. Aufgeführt wird Tavşan Adası erst wieder 1999 in H. Lohmanns Publikation seiner Surveyergebnisse.
Im Jahr 2005 war die Oberfläche bis auf wenige Stellen dicht mit Gestrüpp und verwilderten Olivenbäumen bewachsen. Einige wenige Trampelpfade waren neben dem üblichen Zivilisationsmüll wohl auf sporadische Besuche von Badeurlaubern zurückzuführen. Schon vom Strand aus konnten wir zu diesem Zeitpunkt im östlichen Böschungsprofil ein Kulturschichtenpaket von ca. 1,50m Höhe erkennen. Darin waren an mehreren Stellen mächtige, in Trockenbauweise errichtete Mauern angeschnitten, von denen einzelne Steine bereits herabgestürzt in der Brandungszone lagen. Im Kern besteht die Insel aus einer Balat-Formation des oberen Miozän. Weiche, kaum verdichtete tonige Alluvione in Höhe der Brandungszone werden von härterem Konglomeratgestein überlagert, das seinerseits stellenweise bis zur Oberfläche hochzieht, meist jedoch von bis zu 2m mächtigen Kulturschichten bedeckt wird. Auch an anderen Stellen der Abbruchkanten waren mehrere Mauerzüge angeschnitten. Zahlreiche abgerollte Steine und Scherben auf der Brandungszone und im Wasser zeigten an, dass Winterstürme erheblich in die archäologische Substanz eingreifen und der Denkmalbestand längerfristig gefährdet ist. Unter den herab gerollten Scherben konnten wir einige spätantik/frühbyzantinische, vor allem jedoch bronzezeitliche Fragmente ausmachen.

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